Juister Inselschülerinnen und Schüler zu Gast in Pszow (15.09-24.09.15)
Am Dienstag (15.09.15) machten sich 14 Schülerinnen und Schüler der Inselschule Juist auf eine lange Reise. Der von Sportlehrer Thomasz Szwagiel in Zusammenarbeit mit Schulleiter Gerrit Schlauwitz auf deutscher und Justyna Kicka sowie Katarzyna Hawel auf polnischer Seite organisierte zweite Austausch mit der Schule in Pszow begann am Dienstag. Die Klasse sandte drei Fotos und einen Bericht über den ersten Teil der Fahrt nach Juist, den sie hier unter „weiterlesen“ finden. Ausgestattet mit allem, was man für eine lange Reise benötigt (manch einer nahm sogar acht Liter Wasser mit), betraten 14 Schüler und Schülerinnen am Dienstagvormittag die Fähre nach Norddeich – für einige von Ihnen war es bereits das zweite Mal, für den Rest der erste Schritt in das Land, aus dem viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Insel Juist stammen – nämlich Polen. Das Ziel des Austausches besteht darin, Land und Leute näher kennen zu lernen.
Nach einer langen Zug und Busfahrt erreichten wir schließlich um 11.00 Uhr die wunderschöne Stadt Krakau. Dort angekommen wurde das Quartier bezogen, doch lange Zeit zum Ausruhen blieb nicht, denn das Wetter war so schön und die Stadt wartete sehnsüchtig auf die Juister Inselkinder. Noch ohne die polnische Gruppe machten wir uns auf den Weg durch die Straßen Krakaus, besichtigten den Hauptmarkt, bestaunten das Königsschloss Wawel sowie die Universität Jagieloński und fuhren mit dem Bus zu einer Festung, von wo wir einen wunderbaren Blick über Krakau hatten und uns allerdings auch gegen ein Heer aus Fliegen zur Wehr setzen mussten. Für das leibliche Wohl wurde abends gesorgt, es gab leckere Baguettes und der Durst wurde im Anschluss daran in einem für Krakau typischen alten Gewölbekeller gelöscht. Auf dem Rückweg lauschten wir noch der Musik eines Cellospielers. Müde und erschöpft beendeten wir den ersten Tag.
Am nächsten Tag stieß die polnische Gruppe zu uns. Gemeinsam erkundeten wir noch einmal den Marktplatz bei Tag, anschließend machten wir uns bei gefühlten 40 Grad im Schatten auf den Fußmarsch zu einem historischen Ort – der Emaillefabrik von Oskar Schindler, bekannt aus dem Film „Schindlers Liste“. Nach einer sehr interessanten Führung, bei der wir viel über das von den Nationalsozialisten besetzte Polen erfuhren, holte uns der Bus ab und wir fuhren in das Salzbergwerk in Wieliczka. Bergab ging es zu Fuß über 350 Stufen. Wohl keiner von uns hat jemals ein so großes, mehrere Kilometer langes und verzweigtes Netzwerk an Stollen gesehen. Der Höhepunkt bestand darin, in 135 Meter Tiefe zu übernachten. Zum Glück konnten wir mit einem Fahrstuhl in die Tiefe gleiten – nichts für Leute mit Platzangst. Unten angekommen bezogen wir den Schlafsaal, spielten Tischtennis oder chillten.
Nach einer fast erholsamen Nacht (ein Wecker eines Schülers klingelte bereits um 05.00 Uhr morgens) ging es wieder ans Tageslicht und ein neuer Tag wartete auf uns. Mit dem Bus fuhren wir nach Wisła, bezogen dort eine noble Herberge und dann ging es in einen AquaPark. Dort konnten wir uns von den Strapazen der letzten Tage erholen und so manch einer genoss den Spaß beim Rutschen oder entspannte sich im warmen Sprudelbad. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass das die Ruhe vor dem Sturm gewesen ist, denn am nächsten Tag stand eine Wanderung auf dem Programm. Nach einer fünfminütigen Busfahrt stiegen wir frohgelaunt aus und dann kam der sehnsüchtige Blick zur Seilbahn, von der wir uns mit jedem weiteren Schritt bergauf immer mehr entfernten. Wohl keiner von uns hat jemals so lange und steile Berge erklommen, doch die Stimmung war trotz Anstrengung super und wir wurden auf der ersten Bergstation mit einem Highlight belohnt – einer Sommerrodelbahn. Dann ging es noch über Stock und Stein und wieder bergab.Abends wurde noch gemütlich am Lagerfeuer beisammen gesessen und die Juister Kinder lernten einen Tanz, den sie so schnell beherrschten, dass die polnischen Schülerinnen und Schüler ganz überrascht über das Taktgefühl, vor allem der Jungs, waren.
Bevor am nächsten Tag die Koffer gepackt wurden, fuhren wir noch nach Wisla, besichtigten dort das Leistungszentrum der Teilnehmer olympischer Winterspiele und sahen eine aus weißer Schokolade hergestellte Figur der polnischen Skisprunglegende Adam Małysz. Während sich die Einen dann in einem Café mit polnischen Spezialitäten stärkten, schlugen andere über eine halbe Stunde lang auf eine Boxbirne ein, in der Hoffnung, den Jackpot zu knacken – leider ohne Erfolg. Anschließend hatten wir noch die Möglichkeit, an einem polnischen traditionellen Erntedankfest in Istebna teilzunehmen und wurden dort von den auf den vorbeifahrenden Traktoren und Wagen in Trachten sitzenden Frauen und Männern mit Kuchen und anderen Leckereien versorgt. Die Reise wurde dann fortgesetzt und gegen 17.00 Uhr erreichten wir dann die Stadt Pszow, in der sich die polnische Austauschschule befindet. Das neue Quartier wurde bezogen und dann ging es zum Volleyball in die Schule.
Heute ist nun schon Montag und wir haben die Möglichkeit, am Unterricht in Englisch teilzunehmen. Was wir heute Nachmittag und in den nächsten Tagen erleben, wird später berichtet. Auf jeden Fall war die Fahrt bisher ein voller Erfolg. Der Englischunterricht glich eher einem Unterricht in vier Sprachen, nämlich deutsch, englisch, polnisch und tschechisch. Die von der Englischlehrerin erteilte Aufgabe bestand darin, die in vier verschiedenen Farben und Sprachen notierten Sätze wie z.B. „Woher kommst du“ oder „Sprechen Sie bitte langsamer“ den anderen drei Sprachen zuzuordnen und anschließend einen kleinen Dialog aufzuschreiben, indem alle vier Sprachen enthalten sein mussten. Die Lehrerin war sehr angetan vom Arbeitseifer und den Ergebnissen nicht nur ihrer, sondern auch unserer Schülerinnen und Schüler. Nach so viel geistiger Arbeit ging es dann wieder hinaus an die frische Luft – Sport stand auf dem Programm. Neben dem klassischen, bei uns schon fast in Vergessenheit geratenen Tauziehen wurden auch mehrere Duelle im Volleyball ausgetragen und zu guter Letzt auch immer wieder der wunderbare Volkstanz getanzt. Am Nachmittag holte uns der Bus dann von der Schule ab und wir fuhren in einen neu angelegten Park, indem man nicht nur spazieren gehen, sondern sich auch an mehreren sportlichen Geräten ganz im Sinne von Turnvater Jahn aktiv betätigen konnte. Eine Kletterspinne zog die Schülerinnen und Schüler ebenso in ihren Bann wie ein riesiger Irrgarten und so manch einer hätte sich gewünscht, doch lieber mit dem Longboard etwas sinniger über die gut gepflasterten Wege zu fahren. Bei der am Abend stattfindenden Disco allerdings war der Eine oder Andere froh, sich vor den tanzwütigen Mädels mit der Ausrede retten zu können, der Arm, die Schulter, der Rücken oder alles zusammen tue so weh, dass eine Bewegung unmöglich sei. Am Abend war dann wieder das Treppenhaus in unserer Unterkunft bis spät in die Nacht hell erleuchtet, wie jeden Abend, aber nicht durch Glühbirnen, sondern durch die Wifi nutzenden, auf den Treppen lungernden Schülerinnen und Schüler.
Am Dienstag stand dann Polnischunterricht auf dem Programm. Für uns Deutsche eine wirklich unglaublich schwierig zu sprechende Sprache. Den Nachmittag durften die Juister Kinder dann bei den Gasteltern verbringen. Dabei konnten sich diejenigen, die zum ersten Mal in Polen waren, davon überzeugen, dass die polnische Gastfreundlichkeit riesig ist. Was da an Essen aufgetischt wird, reicht normalerweise für eine ganze Woche – Vorspeise, mehrere Hauptgerichte und Kuchen als Nachspeise. Auf Diät sollte man nicht sein, wenn man in dieses wunderschöne Land fährt.
Tja, und dann brach mit dem Mittwoch der letzte Tag in Pszow an. Zur Erinnerung an den Austausch 2015 zwischen der Inselschule Juist und der Schule in Pszow wurde gemeinsam ein Baum auf dem Schulgelände gepflanzt. Anschließend liefen wir zurück in die Herberge, stoppten noch ein letztes Mal beim Marienkäfer (Biedronka), um den Reiseproviant zu kaufen, packten die Koffer und wurden dann von den polnischen Schülerinnen und Schülern sowie einigen Eltern herzlich verabschiedet und mit Geschenken und Proviant überhäuft. Erschöpft aber glücklich erreichten wir nach einer 17- stündigen Busfahrt und einstündigen Zugfahrt Norddeich. Die Wartezeit bis zur Abfahrt der Fähre verbrachten wir noch mit Bowlingspielen im Ocean Wave, ehe wir dann um 18.00 Uhr auf Juist ankamen und dort von den Eltern in Empfang genommen wurden.
An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei allen bedanken, die dieses Projekt unterstützt haben. Allen voran das DPJW (Deutsch-Polnische Jugendwerk), welches das Projekt bezuschusste. Ihre Aufgabe sieht das DPJW darin, junge Menschen aus Deutschland und Polen zusammen zu bringen, vor allem durch die Förderung vielfältiger Jugendbegegnungen. Abgesehen davon gab es finanzielle Zuwendungen von der Juist-Stiftung und dem Förderkreis der Inselschule. Weitere Geld- und Sachspenden gab es von Gaby und Stefan Danzer (Hotel Achterdiek), Getränke Fürstenberg, Jörg Rosenbohm (Juister Musikfestival), Sven Ahrends (Domäne Bill), Axel Rippe (Lüttje Teehuus), dem Historischen Strandhotel „Kurhaus“, dem Fahrradverleih Jochen Schwips, der Jugendbildungsstätte Theodor Wuppermann e.V., dem Nationalparkhaus Juist, der Reederei Norden-Frisia, der Jugendherberge Juist, dem TSV Juist, der Inselgemeinde Juist und den Eltern der Juister Schüler. Tatkräftige Unterstützung gab es zudem von dem Hausmeisterehepaar Sabine und Uwe Geiken.
Allen noch einmal ein herzliches Dankeschön.
i.V. Gerrit Schlauwitz